Experten-Tipps

Altersvorsorge mit Aktien oder Immobilien - Was ist besser?

Das Thema Altersvorsorge ist bereits in jungen Jahren von großer Bedeutung. Der Begriff „Altersvorsorge“ klingt für viele und besonders „junge“ Menschen allerdings etwas abgedroschen und ist häufig noch nicht greifbar. Dir geht es vielleicht auch so, gerade in jungen Jahren schiebt man die unangenehme Vorstellung, auch selbst mal „alt“ zu sein, gerne auf die Seite. Aus diesem Grund sprechen wir in der Finanzplanung mit unseren Mandaten lieber über den „mittel- bis langfristigen Vermögensaufbau“ mit dem Ziel, sich eine finanzielle Unabhängigkeit zu schaffen. Welche Möglichkeiten du hast, Vermögen aufzubauen und ob sich Aktien oder Immobilien besser für die Altersvorsorge eignen, erfährst du in diesem Experten-Tipp...

26.03.2021

Warum ist das Thema Altersvorsorge bereits in jungen Jahren wichtig?

Aufgrund der demographischen Veränderungen und medizinischen Fortschritte haben wir in Deutschland mit zunehmender Tendenz viele ältere Menschen (60-70 Jahre +) und zu wenig junge Menschen, die in unser gesetzliches Rentensystem einzahlen. Hier muss man sich immer wieder vor Augen führen, dass die gesetzliche Rente nach dem Umlageverfahren funktioniert: Aus dem Geld, das sozialversicherungspflichtige Erwerbstätige jetzt in das Rentensystem einzahlen, wird die aktuelle Rente der jetzigen Empfänger finanziert. Die jetzigen Beitragszahler bauen also keinen Kapitalstock für später auf.

Die Folgen der demografischen Entwicklung für die Altersvorsorge

Genau aufgrund dieser Veränderungen in der Altersstruktur wurde in den letzten 10 bis 20 Jahren der offizielle Rentenbeginn immer weiter nach Hinten verschoben. Die Generation 60+ - so wie z.B. meine Eltern - kannten früher noch die Zahl „63“ als Rentenbeginn. Später erfolgte die Anpassung auf das 65. Lebensjahr und durch die Rentenreform 2007 wurde schrittweise auf das Endalter 67 erhöht. Ende 2019 gab es sogar bereits einen ersten Gesetzes-Vorschlag, dass die jungen Generationen womöglich erst mit 69 Jahren und 4 Monaten ohne Abzüge in ihren wohlverdienten Ruhestand gehen können.

Erschwerend kommt die Aussage von unserem Gesundheitsminister Jens Spahn hinzu, der in diesem Zuge äußerte, dass unser Rentensystem nur bis zum Jahr 2030 finanziert und gesichert ist und dass es für die Zeit danach einen ganz klaren Plan oder eine Reform geben muss. Eine von ihm bereits vorgeschlagene Lösung dieses Problems kann nur mit einer weiteren Erhöhung des offiziellen Rentenbeginns erfolgen, sowie zeitgleich der Erhöhung der Beiträge der gesetzlichen Rentenversicherung. Sonst wird das Geld für unsere heutigen Rentner und vor allem für die Generation der Babyboomer (das sind die 50er und 60er Geburtsjahre) nicht reichen

Die unangenehme aber wahre Erkenntnis

Diese eindeutigen Tendenzen zusammen mit Krisen-Herausforderungen, die Deutschland und die restliche Welt seit der Finanzkrise bis heute (inkl. COVID19) zu bewältigen haben, lassen leider nur den Schluss zu, dass wir nicht von einer sicheren und planbaren Rente ausgehen können. Ich bin heute 34 Jahre alt und ich rechne für mich persönlich, dass bei meinem offiziellen Rentenbeginn später mal eine „7“ am Anfang meines Alters stehen wird.
Zurück zur Ausgangsfrage: Weshalb es gerade bereits in jungen Jahren wichtig und sinnvoll, langfristig für die Altersvorsorge etwas zu tun? Meine Gegenfrage: „Möchten und können Sie bis 67, 70 oder länger arbeiten?“ Natürlich nicht!

Viele Menschen sind finanziell nicht in der Lage, früher in Rente zu gehen

Das Problem ist nur, dass viele Menschen finanziell überhaupt gar nicht in der Lage sein werden, früher (und das bedeutet mit Rentenabzügen) in den Ruhestand gehen zu können. Also zu einem Zeitpunkt, von dem die jungen Menschen heute ausgehen, der aber so sicher nicht eintreten wird. Die Konsequenz: Noch länger arbeiten und noch weniger Zeit für den wohlverdienten Ruhestand. Um dies zu vermeiden sprechen wir mit unseren Mandanten auch über flexible Strategien, wie man durch Eigeninitiative doch früher in den Ruhestand gehen kann oder vielleicht ab 50 nur noch Teilzeit arbeiten muss. Und spätestens ab diesem Moment wissen alle, wie wichtig es ist, eine intelligente Finanzstrategie und einen langfristigen Fahrplan für den Vermögensaufbau zu besitzen. Darüber verfügen leider allerdings nur 10% der Bundesbürger.

Der Fahrplan für deine Altervorsorge

Wir starten den Großteil unserer Beratungen mit einer Analyse des finanziellen Status-Quo (Einnahmen / Ausgaben & Vermögen und Verbindlichkeiten) und erstellen ein individuelles Rentengutachten. Dieses zeigt meinen Mandanten auf, wie viel „Netto-Rente“ sie später nach allen Abzügen erhalten. Bitte beachten: Die gesetzliche Rente und auch ggf. bestehende betriebliche Altersvorsorgebezüge sind nicht steuerfrei! Hier berücksichtigen wir selbstverständlich auch alle bestehenden Sparanlagen und analysieren deren Renditepotential.

Der zweite wichtige Punkt ist das Thema Kaufkraftverlust, also Inflation. Was sind meine Ersparnisse und Einkommen in 30-45 Jahren überhaupt noch wert? Alle Kosten und Ausgaben steigen, wie z.B. Lebensmittel, Benzin, Strom, Heizöl/Gas oder Mieten. Es reicht also nicht, sich auszurechnen, über welchen möglichen „nominalen“ Einkommensbetrag man in z.B. 40 Jahren verfügt. Man muss auch berücksichtigen, dass dann viele Güter des täglichen Lebens das Doppelte kosten können. Entscheidend ist die Kaufkraft.

Mit Hilfe der Auswertung des Rentengutachtens weiß bei uns nun jeder Mandant, ob er ein Problem hat und vor allem wie groß das Problem tatsächlich ist. Erst ab diesem Punkt starten wir in der Regel mit Lösungsansätzen und sprechen nun gezielt darüber „wie wichtig Rendite und Zinsen überhaupt sind“. Allein für den Ausgleich des Kaufkraftverlustes muss eine Rendite mindestens in Höhe der Inflationsrate gegeben sein. Soll das Vermögen auch „wachsen“, muss sogar mehr erzielt werden.

Der Zeitfaktor – Vorteil für junge Menschen

Ein elementarer Punkt und der größte Vorteil der jüngeren Generationen ist der Faktor Zeit! Bereits mit kleinen Sparinvestitionen kann durch den Zinses-Zins-Effekt langfristig ein stattliches Vermögen oder sogar ein passives Einkommen aufgebaut werden. Zur Veranschaulichung ein einfaches Rechenbeispiel:

  • Jemand legt monatlich 200,- € mit einem Zins von 5% p.a. an. Nach 10 Jahren beträgt sein Kapital rund 31.000,- €.

  • Legt er zu den gleichen Konditionen 20 Jahre an (also doppelt so lange), dann wird man voraussichtlich auch das doppelte Ergebnis erzielen? Falsch! Das angesparte Kapital beträgt rund 81.500,- €.

  • Geben wir nochmal 10 Jahre dazu, also eine Anspardauer von 30 Jahren, dann beträgt das Ergebnis fast 164.000,- €.

Vereinfacht gesagt: Eine verdreifachte Anlagedauer führt zu einem 5,3-fachen Ergebnis. Die andere Erkenntnis daraus: Mit jedem Jahr, das man länger mit dem Beginn des Vermögensaufbaus wartet, verliert man sehr viel Geld.

Wie kannst du mit wenig Geld Vermögen aufbauen für die Altersvorsorge?

Bitte investieren Sie mittel bis langfristig Ihr monatliches Geld nur in Sachwerte. Das können Aktien & Indexfonds sein, aber auch Edelmetalle wie Gold und Silber oder vor allem Immobilien als Kapitalanlage. Mit den richtigen Hebeln, wie z.B. Steuervorteilen, staatliche Förderungen und/oder Mieteinnahmen kann man bereits ab 100 bis 150 EUR im Monat sehr viel bewegen!

Aber: Lohnt es sich heutzutage (mit Blick auf das niedrige Zinsniveau) überhaupt noch zu sparen?

Ein ganz klares Ja! Ich bin sogar der Meinung, wenn man die Hebel und Möglichkeiten kennt (und auch umsetzt!) kann man sogar mehr und bewusster Vermögen aufbauen als früher! In der Vergangenheit ist man einfach zu seiner Bank gegangen und hat auf sein Geld 3-5 % Zinsen bekommen. Für diese Art der Geldanlage war keine wirkliche Finanzbildung von Nöten und man musste sich auch keine Gedanken über evtl. intelligentere Alternativen machen. Heute ist das allerdings ganz anders! Ohne eigene finanzielle Bildung und Fachwissen (oder einem unabhängigen Ansprechpartner Deines Vertrauens, der es wirklich ernst und ehrlich mit Dir meint) wirst Du leider beim Vermögensaufbau scheitern. Das Thema Finanzen ist wesentlich anspruchsvoller geworden.

Ein Grundprinzip sollte im ersten Schritt immer beachtet werden: Setze nicht alles auf ein Pferd und baue Dir verschiedene Vermögenstöpfe auf. Es gibt nicht die eine perfekte Geldanlage, die alles kann. Jede Anlageform hat Vor- und Nachteile, jedes Konzept hat individuelle Chancen und Risiken. Der ideale Weg liegt in einer intelligenten und auf die persönliche Situation ausgerichteten Mischung.

Altersvorsorge mit Aktien oder Immobilien - Was ist besser?

Du musst Dich entscheiden, wie viel Zeit und Muße Du in deinen Vermögensaufbau investieren willst und auch kannst. Das Thema Freizeit und Familie ist für die meisten meiner berufstätigen Mandanten sehr wichtig. Und daher ist nicht jeder bereit noch mehr Zeit gegen Geld einzutauschen. Daher mache Dir selbst bewusst, wo deine Prioritäten liegen. Hast Du ausreichend Zeit und das spezifische Know-How, dann investiere in Aktien von soliden Unternehmen und nutze auch ein paar Chancen von aufstrebenden Firmen wie z.B. das „Google von morgen“.

Du hast dann selbst das Risiko in der Hand, um entscheiden, was kaufst Du wann und vor allem, wann solltest Du auch mal verkaufen und Gewinne realisieren. Dies ist sicherlich die größte Herausforderung, die jeder Aktieninvestor hat. Achte darauf, dass Du langfristig das Risiko minimierst und auch in defensivere Anlagen oder ggf. eher langweilig wirkende, dafür aber beständige Aktien investierst und Dir durch Dividenden (also Gewinnausschüttungen) ein passives Einkommen aufbaust. Auch wenn die Kurse der Unternehmensaktien nicht durch Decke gehen.

Ist Dir das ständige Beobachten des Kapitalmarkts zu stressig ist oder hast Du nicht das Know-How und die Muße dafür, dann empfehle ich Dir besser eine breitgestreute Investition in ETF’s bzw. Indexfonds wie z.B. MSCI World, S&P 500, Nasdaq100, Emerging Markets und/oder in den DAX. Diese Anlagemöglichkeiten sind sehr kostengünstig und Du bist und bleibst sehr breit und aktuell aufgestellt. Du wirst hiermit nicht so viel Rendite erwirtschaften können wie mit Einzelaktien, allerdings hast Du ein viel ruhigeres Fahrwasser und Planungssicherheit. Es ist nicht notwendig, dass Du ständig die Kapitalmärkte beobachtest und nun anfangen solltest täglich N-TV zu schauen oder den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung zu lesen. Daher sind diese Anlageformen wirklich für der Jedermann und Jederfrau geeignet, sofern dein Anlagehorizont mittel bis langfristig ausgerichtet ist.

Als krisensicheres Investment solltest Du im optimalen Fall auch etwas physisches Gold oder Silber auf der hohen Kante haben. Heutzutage brauchst Du dafür übrigens nicht zwingend ein Bankschließfach oder einen Tresor bei Dir zu Hause, um das sicher zu lagern. Hierfür gibt es bereits Lösungen wie man auch das clever, einfach sowie transparent umsetzen kann.

Die Immobilie – nur für Vermögende?

Die Immobilie als Kapitalanlage. Vorteil ist, Dein Mieter zahlt Dir den Bärenanteil der Immobilie ab und Du wirst Dir mittelfristig sogar ein passives Zusatzeinkommen aufbauen. Alternativ verkaufst die Immobilie, aber frühstens nach 10 Jahren. Denn nach 10 Jahren ist der Gewinn aus dem Verkauf komplett steuerfrei! Das ist eine absolute Rarität. Stell Dir dabei die Frage, ob Du Dir auf eigene Faust eine Mitmach-Immobilie in Deiner Nähe suchst und diese komplett selbst verwaltest und betreust (Vermietung, Renovierung, Nebenkostenabrechnung etc.). Ein erheblicher Aufwand!
Die Alternative: Du investierst bewusst in geprüfte und qualifizierte Immobilien inkl. eines kompletten Verwaltungskonzepts und musst Dich um rein gar nichts kümmern. Diesen Weg nutzen auch professionelle und institutionelle Immobilieninvestoren.

Mieten oder kaufen – wann lohnt sich ein Immobilienkauf? (Vor-/Nachteile)

Eine der schwierigsten Fragen überhaupt! Es gibt Menschen, die verfolgen die Strategie selbst weiterhin zur Miete zu wohnen, um beim Wohnort flexibel zu bleiben. Dafür investieren sie lieber in vermietete Immobilien, um später genug Kapital oder Mieteinnahmen zu haben, um sich das anmieten zu können, was zu Ihnen passt.

Der andere Weg ist das Haus oder die Wohnung zur Selbstnutzung. Für viele Menschen ist eine eigengenutzte Immobilie ein besonderer „emotionaler Wert“, den sich grundsätzlich jeder wünscht. Es ist allerdings keine klassische Geldanlage, da Immobilien auch unterhalten werden müssen und dafür – auch mit dem Blick auf das Alter - Renovierungsrücklagen aufgebaut werden müssen. Die meisten Menschen in Deutschland kaufen eine eigengenutzte Immobilie und binden sich aufgrund der gestiegenen Kaufpreise damit an hohe Verbindlichkeiten/Schulden. Dadurch haben sie oft nur wenig bis keine Luft für den langfristigen Vermögensaufbau.

Daher kann ich nur den Tipp geben genau zu analysieren, was man sich als Familie wirklich leisten kann. Auch nach einem Wohnungs- oder Hauskauf sollte noch Sparpotential für Aktien, Fonds oder vermiete Immobilien etc. vorhanden sein. Ein Kauf, der einen hart an die Grenzen der eigenen Liquidität bringt, kann sehr gefährlich sein. Die eigengenutzte Immobilie spart zwar die Miete, aber der monatliche Aufwand für Erhalt des Objektes und Zins-/Tilgungsleistung ist nicht selten höher als eine vergleichbare Miete. Immer beachten: Das eigene Haus wird keine zusätzlichen laufenden Einnahmen bringen. Ist es bis zur Rente nicht entschuldet und besteht kein Finanzpolster für Renovierungen usw., muss es im Ruhestand schlimmstenfalls verkauft werden. Genau das wollte man ja aber vermeiden.

Altersvorsorge mit Aktien und Immobilien muss keine entweder-oder-Entscheidung sein

Ich zeige Kunden aus diesem Grund Strategien, wie beides möglich ist. Eine Besonderheit meines Konzeptes ist die Strategie „Tilgungsturbo für die Abzahlung der eigengenutzten Immobilie bereits nach 20 Jahren“.

Es gibt viele Möglichkeiten und Wege, sich mittel- bis langfristig eine finanzielle Unabhängigkeit aufzubauen. Dabei gilt es, folgende elementare Fehler zu vermeiden:

  • Zu lange warten! Der Faktor Zeit hat wesentlichen Einfluss auf den Erfolg der Kapitalanlage.

  • Nur auf eine Anlagestrategie setzen! Nur eine intelligente Mischung kann Chancen und Risiken dauerhaft ausgleichen.

  • Sich selbst überschätzen! Es geht um das eigene Leben, die eigene Zukunft. Hier wird also niemand in der Lage sein, ganz sachlich und objektiv vorzugehen. Und: Ohne fundiertes Fachwissen sind Fehler vorprogrammiert. Der erste Weg sollte also zu einem spezialisierten Makler des Vertrauens gehen.

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Marvin Hegewald

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