Rentenlücke: Wie viel Rente brauche ich im Ruhestand?

Finanzen-Ratgeber

Was vor dreißig Jahren noch eine Ahnung war, ist heute Gewissheit - die gesetzliche Rente reicht nicht für den Lebensabend. Die Rentenhöhe ist von den versicherungspflichtigen Arbeitsjahren und vom verdienten Einkommen abhängig. In jedem Fall ist die monatliche Rente deutlich niedriger als das heutige Einkommen. Da heißt es kürzertreten, es sei denn, Sie haben privat vorgesorgt und ein Vermögen aufgebaut, mit dem Sie Ihre Rentenlücke im Alter abdecken können. Doch um welche Größenordnungen handelt es sich überhaupt? Wie viel Geld müssen Sie für den Ruhestand aus eigener Tasche ansparen, um Ihren Lebensstandard im Rentenalter aufrechterhalten zu können?

01.10.2020

Um im Rentenalter den Lebensstandard während des Arbeitslebens zu halten, müssen sich schon junge Leute mit ihren Finanzen und der Altersvorsorge beschäftigen. Aufgrund des demographischen Wandels werden die Rentenbeiträge in den nächsten Jahren steigen und das Rentenniveau sinken. 2030 wird das Rentenniveau voraussichtlich nur noch 43 Prozent betragen, d. h. trotz vieler Arbeitsjahre erhalten wir weniger als die Hälfte unseres Einkommens zu Arbeitszeiten. Und an dieser Stelle sei gesagt, dass man die Voraussetzungen für die vollen 43 Prozent auch erst einmal erfüllen muss. Wer nicht in der Altersarmut landen möchte, kommt daher um die private Altersvorsorge nicht herum. Doch wie können Sie nun ermitteln, wie viel Rente Sie im Ruhestand brauchen?

 

Wie viel Geld gebe ich im Monat aus?

Damit Sie heute wissen, welche Rentenlücke Sie in einigen Jahren zu schließen haben, müssen Sie im ersten Schritt Ihre Ausgaben kennen. Verschaffen Sie sich einen Überblick mit einem Haushaltsbuch. Auch wenn Sie es nicht gewohnt sind, einzelne Ausgaben aufzulisten. Sie müssen wissen, was Sie monatlich zum Leben ausgeben, um den Bedarf für den Ruhestand kalkulieren zu können. Bei einem Blick auf Ihren Rentenbescheid werden Sie feststellen, dass Ihre prognostizierte Rente nicht zur Deckung Ihres Bedarfes ausreichen wird.


Wie viel Geld brauche ich im Alter?

Sofern Sie Ihren Lebensstandard halten wollen, brauchen Sie monatlich den gleichen Betrag, den Sie während des Arbeitslebens zur Verfügung haben. Wenn Sie im Rentenalter im Eigentum leben, kann es ggf. auch weniger sein. Als Richtwert werden jedoch mindestens 80 Prozent vom heutigen Einkommen empfohlen. Wie viel Geld Sie tatsächlich im Rentenalter brauchen, hängt  aber vor allem von Ihrer individuellen Lebenssituation ab. Leben Sie in einer Mietwohnung und nicht im Eigentum, erhöht sich Ihr Bedarf.  Wenn Sie zur Miete wohnen, müssen Sie auch die steigenden Mietpreise berücksichtigen. Das lässt sich konkret nicht in Zahlen fassen, da niemand weiß, wie sich der Mietpreisspiegel entwickeln wird. Eines dürfte jedoch sicher sein - wohnen wird nicht billiger. Aber auch das "Eigentum" sollte man nicht unterschätzen. Auch die eigene Immobilie kostet Geld und man sollte regelmäßig Rücklagen bilden, um für notwendige Reparaturen oder Renovierungen liquide zu bleiben. Sie sparen sich zwar die Miete, aber der Aufwand für den Erhalt der Immobilie liegt bei Ihnen.


Wie lange sollte die Rentenzahlung reichen?

Ihr angespartes Vermögen für die Altersvorsorge sollte im Idealfall bis zu Ihrem Ableben ausreichen. Daher sollten Sie sich auch darüber Gedanken machen, wann Sie in das Rentenalter eintreten werden und wie lange Sie voraussichtlich von Ihrem Vermögen zehren müssen. Wenn Sie mit 65 Jahren in den Ruhestand gehen, haben Sie noch etwa 25 bis 30 Jahre Lebenserwartung vor sich. Rechnen Sie nach, wenn Sie ab morgen Altersrente beziehen würden, wie lange könnten Sie von Ihrer Rente und Ihren Ersparnissen leben? 25 Jahre? 35 Jahre? Ihre Antwort ist ganz gewiss verneinend, deshalb müssen Sie sich mit Ihrer Altersvorsorge auseinandersetzen und sich überlegen, welchen Geldbetrag Sie für das Alter brauchen.

 

Im Rentenalter einfach kürzer treten?

Dies könnte theoretisch eine Lösung sein. Man schraubt einfach seinen Lebensstandard ein ganzes Stück herunter und schon reicht die Rente. Ein Irrtum, aus drei Gründen: Überprüfen Sie jetzt schon mal, auf welche Ausgaben Sie evtl. ganz verzichten könnten. Es wird sich kein sehr großer Betrag ergeben. Die zweite Frage ist, ob ich meinen Lebensstandard wirklich reduzieren will? Habe ich 40 Jahre lang gearbeitet, um mich dann ohne Freude am Leben bis ans Lebensende über die Runden retten zu müssen? Möchte ich nicht genau nach einem arbeitsreichen Leben mir auch mal was gönnen, z. B. ausgedehnte Reisen? Vielleicht bin ich schon Oma oder Opa und möchte auch meinen Enkeln mal was Gutes tun? Mit Sicherheit wird mancher möglicher Verzicht schnell wieder durch typische "Ruhestandsausgaben" eingeholt. Und der dritte Punkt: Vielleicht wird das Leben im Alter sogar teurer, z. B. durch die Unterbringung in einem Pflegeheim. Die monatlichen Kosten belaufen sich schnell auf 3.500 bis 4.500 Euro. Trotz Leistung aus der Pflegeversicherung plus der gesetzlichen Rente bleibt ein monatliches Minus, das aus Vermögen gedeckt werden muss. Oder wollen Sie, dass Ihre Kinder für Sie zahlen müssen?

Wie viel gesetzliche Rente bekomme ich?

Um den notwendigen Sparbetrag für Ihre Altersvorsorge zu ermitteln, sollten Sie Ihre prognostizierte gesetzliche Rentenhöhe kennen, die sich auf Basis Ihrer Versicherungsjahre bestimmt. Diese können Sie dem jährlichen Rentenbescheid entnehmen. Die sogenannte Renteninformation erhalten Sie jedes Jahr (ab dem 27 Lebensjahr und nach 5 Beitragsjahren) von der Rentenversicherung. Dort wird Ihnen mitgeteilt, wie sich Ihre zukünftige Rente zusammensetzt und welche Höhe sie voraussichtlich betragen wird.

Achtung:

Es ist von einer Brutto-Rente die Rede. Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie Steuern müssen hier noch abgezogen werden!

Um zu verstehen, wie die gesetzliche Rente errechnet wird, ist es wichtig die Begriffe "Eckrentner" und "Durchschnittsrente" zu verstehen. Als Eckrentner wird eine fiktive Person bezeichnet, die 45 Jahre arbeitete und mit einem Durchschnittseinkommen in das Rentensystem einzahlte. Doch auch die Standardrente lag 2018 gerade einmal bei 1.441,35 Euro.

Das Einkommen wird durch das sogenannte Durchschnittseinkommen aller Rentenversicherten geteilt. Die Höhe des Durchschnittseinkommens wird jedes Jahr neu festgelegt. Je nachdem, ob das das eigene Einkommen über oder unter dem Durchschnittseinkommen liegt, erhält der Arbeitnehmer sogenannte Rentenpunkte (auch Entgeltpunkte genannt). Ist das persönliche Einkommen geringer als der Durchschnittsverdienst, erhält der Arbeitnehmer einen Entgeltpunkt, der kleiner als Eins ist. Ist es höher, ist der Entgeltpunkt größer Eins. Um die Rentenhöhe zu berechnen, müssen Entgeltpunkte, Rentenfaktor und Rentenwert miteinander multipliziert werden. 
 

Wie groß ist nun meine Rentenlücke?

Der Fehlbetrag zwischen der gesetzlichen Rente, die Sie dem Rentenbescheid entnehmen können, und dem monatlichem Arbeitseinkommen bzw. Ihrem Rentenbedarf im Alter wird als Rentenlücke bezeichnet. Ein Blick auf "Gehalt.de" zeigt uns, dass ein heute Dreißigjähriger durchschnittlich über ein monatliches Nettoeinkommen von 2.319 Euro verfügt. Die Höhe der zu erwartenden Rente würde sich auf ca. 1.400 Euro brutto belaufen und damit eine monatliche Rentenlücke von rund 900 Euro entstehen lassen, wenn man den gleichen Lebensstandard wie vor dem Rentenalter beibehalten möchte.

Auf ein Jahr bezogen, müssen ca. 11.000 Euro aus anderen Quellen kommen, um in gleicher Weise wie vor der Rente zu leben. Bei 25 bis 30 weiteren Jahren Lebenserwartung sprechen wir dann von 275.000 bis 330.000 Euro, die neben der gesetzlichen Rente selbst aufzubringen sind.

Sie müssen also davon ausgehen, dass Sie als Normalverdiener mit einer Rentenlücke von rund eintausend Euro pro Monat konfrontiert sind. Sofern Sie eher zu den Geringverdienern zählen, spitzt sich das Problem noch mehr zu. Liegt Ihr Einkommen unter dem Durchschnittsverdienst aller Rentenversicherten, erhalten Sie für jedes Jahr weniger als einen Entgeltpunkt. Auf das gesamte Arbeitsleben bezogen führt das zu einer unterdurchschnittlichen Rente. Viele Menschen erhalten unter 1.000 Euro Rente pro Monat. Damit lässt sich unter Umständen noch nicht einmal der normale Lebensunterhalt bestreiten, von Reisen, Kultur oder Freizeitaktivitäten ganz zu schweigen.

 

Wie viel muss ich im Monat für die Rente sparen?

Wie viel Sie monatlich für einen sorgenfreien Ruhestand sparen müssen, hängt von der Höhe Ihrer gesetzlichen Rente sowie Ihrem Lebensstandard-/bedarf ab. Ihre Rentenlücke verdeutlicht Ihnen, wie viel Sie bis zum Renteneintrittsalter selbstständig ansparen müssen. Wollen Sie Ihren Lebensstandard beibehalten, müssen Sie die Rentenlücke mit privaten Anlagen wie z. B. einer privaten Rentenversicherungen, Aktien(sparplänen) oder Mieteinnahmen decken.

Zur Berechnung Ihres monatlichen Sparbetrages für das Alter können Sie einen Vorsorgerechner nutzen. Mit diesem Vorsorgerechner lässt sich schnell feststellen, welchen monatlichen Betrag Sie ansparen müssen, um im Alter finanziell abgesichert zu sein. Dass Sie Ihren persönlichen Rentenplan frühzeitig aufstellen und eine rentable Sparmöglichkeit finden sollten, lässt sich an folgendem Beispiel schnell erkennen.

Angenommen Ihre Rentenlücke beträgt 1.000 Euro monatlich, dann müssten Sie bei einer Ansparzeit von 30 Jahren und einer ebenso langen Rentendauer bei einer Verzinsung Ihres Kapital mit 3 Prozent 411,99 Euro pro Monat für das Alter sparen (ohne Anfangskapital). Fangen Sie 10 Jahre später mit der Altersvorsorge an, sind es schon 729,44 Euro, die Sie sparen müssen, um Ihre Rentenlücke zu decken.

Das bedeutet, dass Sie so früh wie möglich Geld für den Ruhestand beiseitelegen und mit der Altersvorsorge beginnen sollten. Und zudem nach Investitionsmöglichkeiten suchen sollten, die eine ausreichende Altersvorsorge ermöglichen.

 

An der privaten Altersvorsorge führt kein Weg vorbei

Sie müssen sich um Ihre Rente kümmern. Was vom Staat zu erwarten ist, dürfte für die kommenden Generationen noch geringer ausfallen. Denn die Lebenserwartung der Menschen steigt, jedoch immer weniger Arbeitnehmer müssen für die Rentner aufkommen. 

Letztlich ist jeder für sich, sein Leben und seine Finanzen selbst verantwortlich. Eines ist gewiss: Die Rentenlücke wird jeden von uns treffen, der nicht privat vorsorgt. Außer der Sozialhilfe wird niemand einspringen, wenn finanzielle Engpässe im Rentenalter eintreten. Damit es nicht dazu kommt, sollten Sie sich rechtzeitig mit Ihrer Altersvorsorge beschäftigen und die entsprechenden Maßnahmen treffen. (Fonds-)Sparpläne und Aktien, private Rentenversicherungen oder Immobilien sind einige unter vielen Möglichkeiten, Geld für den Ruhestand anzusparen. Nehmen Sie Ihre Rente selbst in die Hand und verlassen Sie sich nicht auf den Staat und die gesetzliche Rente. Das ist im Übrigen auch das, was der Staat selbst empfiehlt, nämlich privat vorzusorgen.

Brauchen Sie Hilfe bei der Berechnung Ihrer Rentenlücke und der Auswahl der passenden Altersvorsorge? Dann lassen Sie sich von einem unabhängigen Versicherungsmakler beraten.

Jetzt persönlichen Makler finden


Blog-Suche


Konversation wird geladen

Teile diesen Artikel :