Private Unfallversicherung: Für wen ist dieser Schutz sinnvoll?

Versicherungs-Ratgeber

70% aller Unfälle passieren in der Freizeit, z. B. beim Sport, Motorradfahren, bei der Haus- oder Gartenarbeit. Also genau dann, wenn kein gesetzlicher Unfallschutz besteht. Denn die gesetzliche Unfallversicherung leistet nur bei Unfällen, die während der Arbeitszeit oder auf dem direkten Arbeitsweg passieren. Wenn du durch einen Unfall einen bleibenden Gesundheitsschaden erleidest, zahlt deine Krankenkasse zwar die Behandlung - die Folgekosten sind jedoch nicht abgedeckt. In diesem Fall sichert dich eine private Unfallversicherung finanziell ab. Denn der Versicherer zahlt die vertraglich vereinbarte Versicherungssumme. Doch für wen ist sie besonders sinnvoll? Solltest Du eine private Unfallversicherung abschließen?

08.10.2020

Ein Unfall kann schnell passieren und mit schwerwiegenden, bleibenden Folgen wie einer Invalidität einhergehen. Allein der behindertengerechte Umbau eines Hauses kann Kosten im sechsstelligen Bereich verursachen. Ein schwerer Unfall kann anhaltende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Die private Unfallversicherung ist daher sehr wertvoll.

Wann zahlt die private Unfallversicherung und was leistet sie?

Die gesetzliche Unfallversicherung leistet nicht bei Unglücken in der Freizeit, sondern lediglich bei der Arbeit, am Ausbildungsplatz oder in der Schule und auf dem direkten Weg dorthin. Die private Unfallversicherung hingegen zahlt auch bei Unfällen, die in der Freizeit passieren. Es muss grundsätzlich ein Unfall vorliegen, also gemäß Definition ein unfreiwillig plötzlich von außen auf den Körper einwirkendes Ereignis. Krankheiten sind ausgeschlossen. Beim Versicherungsabschluss werden die Leistungen der privaten Unfallversicherung festgelegt und der Versicherer leistet je nach Schwere der Einschränkungen. Die wesentlichen Leistungsarten:

Invaliditätsleistung: 
Die körperliche und/oder geistige Leistungsfähigkeit ist durch den Unfall dauerhaft beeinträchtigt. Die genaue Versicherungsleistung hängt vom Grad der Invalidität (festgelegt durch eine sog. Gliedertaxe) und von der vereinbarten Versicherungssumme ab.

Unfallrente: 
Alternativ oder zusätzlich besteht die Option, eine lebenslange Unfallrente zu vereinbaren, um beispielsweise den zukünftigen Einkommensverlust auszugleichen. Sie wird bei sehr schweren dauerhaften Beeinträchtigungen gezahlt. Die Höhe wird individuell vereinbart. Bei den meisten Tarifen muss eine Invalidität von 50 % vorliegen.

Die Versicherung kommt je nach gewähltem Tarif auch für Krankenhaustagegeld, Hilfsmittel wie einen Rollstuhl, Reha- und Therapiemaßnahmen, Bergungskosten und kosmetische Operationen auf. In der Regel gilt der Versicherungsschutz rund um die Uhr weltweit. Zu beachten ist: Körperliche Folgeschäden sind abgedeckt, während bei psychischen Schäden wie einer Angststörung, die sich durch den Unfall entwickelt hat, nicht alle Versicherungsunternehmen zahlen. Daher ist es wichtig, die Police vor dem Vertragsabschluss sorgfältig zu prüfen. Ein Versicherungsmakler hilft dir dabei, den Leistungsumfang nach deinen Bedürfnissen zu gestalten.

In welchen Fällen ist eine private Unfallversicherung sinnvoll? Wer braucht sie?

In Deutschland erleiden jedes Jahr mehrere Millionen Menschen einen Unfall, wobei der Großteil davon in der Freizeit passiert. Daher ist die private Unfallversicherung grundsätzlich für jeden sinnvoll. Sie kann Unfälle nicht verhindern, aber die finanziellen Folgen abfedern. Ansonsten ist die private Unfallversicherung für folgende Personengruppen besonders wichtig:

- Personen mit riskanten Hobbies

Für Personen, die Hobbies wie z. B. Motorradfahren, Skifahren, Fallschirmspringen, Bergsteigen, Reiten, Tauchen, Rennradfahren oder Klettern ausüben, ist es empfehlenswert, den gesetzlichen Unfallschutz durch eine private Unfallversicherung zu erweitern. Es gilt jedoch, genau zu prüfen, ob der Versicherer in diesen Fällen überhaupt leistet. Viele Anbieter schließen einige Risikosportarten aus. Letztendlich sollte jeder, der sportlich aktiv ist, eine private Unfallversicherung abschließen.

- Senioren

Die private Unfallversicherung ist für ältere Menschen sinnvoll. Stürze können altersbedingt schnell schwere Verletzungen und sogar eine Invalidität nach sich ziehen. Ältere Menschen sind häufig von Unfällen betroffen. Wer seine Angehörigen nicht finanziell belasten möchte, sollte die private Unfallversicherung abschließen.

- Kinder

Auch Kinder haben ein erhöhtes Unfallrisiko. Bei ihnen sind je nach Anbieter und gewähltem Tarif lebenslange Zahlungen sichergestellt, wenn sie durch einen schweren Unfall keine Schul- oder Berufsausbildung ausüben können. Bei einer Behinderung sind die Eltern lebenslang für die Betreuung und den Unterhalt verantwortlich. Es gibt auch Familienversicherungen, aber Achtung: Kinder sind nicht automatisch mitversichert, sondern müssen explizit im Vertrag aufgeführt werden.

- Selbstständige und Freiberufler

Bei Selbstständigen greift die gesetzliche Unfallversicherung selbst dann nicht, wenn der Unfall während der beruflichen Tätigkeit passiert. Schon durch einen harmlosen Beinbruch sind aufgrund der folgenden Verdienstausfälle große finanzielle Konsequenzen möglich. Freiberufler und Selbständige können durch ein Krankentagegeld einen Verdienstausfall absichern.

- Hausfrauen und -männer

Da viele Unfälle im Haushalt passieren, sind auch Menschen, die in keinem Arbeitsverhältnis stehen, mit einer privaten Unfallversicherung gut beraten.


Wichtige Leistungen der privaten Unfallversicherung


- Hohe Versicherungssumme

Wichtig sind eine hohe Grundsumme: Empfehlenswert ist eine Unfallsumme von mindestens 100.000 Euro. Die Progression, d.h. Steigerung der Leistung bei steigendem Invaliditätsgrad, sollte 225% bis 350% betragen.

- Todesfallleistung

Der Vertrag sollte eine Todesfallleistung beinhalten: Die Hinterbliebenen erhalten diese, wenn der Versicherte infolge des Unfalls innerhalb eines Jahres verstirbt. Hier ist es wichtig, das Versicherungsunternehmen innerhalb von 48 Stunden darüber zu informieren, dass der Versicherte verstorben ist. Je nach persönlicher Situation kann ergänzend oder alternativ eine hohe Risiko-Lebensversicherung sinnvoll sein.

- Erweiterter Unfallbegriff

Hierbei zahlt der Versicherer auch bei Folgeschäden aufgrund einer erhöhten Krafteinwirkung, wenn bei Bewegungen ohne Fremdeinwirkung beispielsweise ein Muskel reißt. Dies ist insbesondere für Sportler sinnvoll.

- Mitwirkungsanteil

Er sollte bei mindestens 50% und noch besser bei 100% liegen. Beim Mitwirkungsanteil wird die Versicherungsleistung um den jeweiligen Teil reduziert, wenn eine Vorerkrankung wie beispielsweise Rheuma zum Unfall beigetragen hat. Er ist in dem Fall der Auslöser, aber die Krankheit daran beteiligt. Ein hoher Mitwirkungsanteil ist demnach wichtig.

- Kosmetische Operationen

Du erhältst vom Versicherer Operationen bezahlt, die das äußere Erscheinungsbild verbessern, aber gesundheitlich nicht unbedingt notwendig sind. Hier geht es um die eigene Lebensqualität.

- Unfälle in der Folge von schwerwiegenden Erkrankungen

Bei sehr guten Tarifen zahlt die private Unfallversicherung auch bei Unfällen, die durch schwere Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall passieren.

- Bergungskosten

Zum Teil entstehen hohe Bergungskosten, wenn schwerwiegende Unfälle an komplizierten Orten wie in den Bergen passieren.

- Alkoholeinfluss

Einige Versicherer zahlen auch, wenn Du zum Zeitpunkt des Unfalls alkoholisiert warst, wobei die Grenze je nach Versicherer variiert.


Überflüssige Leistungen der privaten Unfallversicherung


Die Unfallrente kann sinnvoll, aber auch überflüssig sein. Zur Sicherung des Einkommens und Lebensunterhaltes sollte eine Berufsunfähigkeitsversicherung die erste Wahl sein. Sofern Du diese aus gesundheitlichen Gründen nicht abschließen kannst, kann die Unfallrente eine Alternative sein, die das Risiko einer Berufsunfähigkeit als Folge eines Unfalls abdeckt. Beachte außerdem, dass die Zahlung der Rente oft erst ab einem Invaliditätsgrad von 50% einsetzt. Da die Berufsunfähigkeitsversicherung eine laufende Rente zahlt, kann die Einmalzahlung aus der Unfallversicherung sinnvoll für z.B. notwendige Umbaumaßnahmen oder teure medizinische Behandlungen sein.

Die vertragliche Vereinbarung einer Dynamik ist nicht ratsam. Die Versicherungssumme wird dann meistens erhöht, gleichzeitig aber auch die Prämie. Wähle lieber direkt bei Vertragsabschluss eine höhere Versicherungssumme.

Des Weiteren ist für viele ein Krankentagegeld überflüssig, denn bei einem Ausfall durch einen Unfall erhalten gesetzlich Krankenversicherte Lohnfortzahlung durch ihren Arbeitgeber. Danach zahlt die gesetzliche Krankenkasse ein Krankengeld. Privat Krankenversicherte hingegen sind mit einer Krankentagegeldversicherung gut beraten. Ein Tarif mit Beitragsrückgewähr bei einer Unfallfreiheit sollte genau geprüft werden, denn die monatlichen Beiträge sind oft wesentlich höher. Hier kann es Sinn machen, einen günstigeren Tarif zu wählen und die gesparte Differenz anzulegen, z.B. über einen Fondssparplan.



Ist eine private Unfallversicherung nun sinnvoll oder nicht?


Eine private Unfallversicherung ist nicht für jeden zwingend erforderlich, ist jedoch für Personen, die einem erhöhten Unfallrisiko ausgesetzt sind empfehlenswert. Der Abschluss einer privaten Unfallversicherung ist insbesondere für Personen sinnvoll, die gesetzlich nicht versichert sind wie Selbstständige und die ein erhöhtes Unfallrisiko haben, beispielsweise Kinder, Senioren und Sportler. Da der Versicherungsschutz bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung umfangreicher ist, ist diese Versicherung grundsätzlich jedoch die erste Wahl.

Hast Du Dich für eine private Unfallversicherung entschieden, solltest Du die Angebote gründlich vergleichen und genau schauen, was tatsächlich versichert ist. Die Tarife variieren teilweise erheblich. Ein unabhängiger Versicherungsmakler hilft dir dabei, den für dich passenden Versicherungsschutz zu finden.

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